Wie geht es eigentlich, nach dem Skandal um Sänger Win Butler vor knapp drei Jahren, der kanadischen Band Arcade Fire? Das neue Album beantwortet die Frage letztlich nicht.
von Werner Herpell
„The elephant in the room“, eingedeutscht „der Elefant im Raum“ – das ist per Definition eine Redewendung, die „ein offensichtliches Problem oder eine schwierige Situation beschreibt, über die nicht geredet wird, obwohl sie für alle Anwesenden klar erkennbar ist“. Ist es also naiv, trotzig oder mutig, dass Arcade Fire für ihr siebtes Studioalbum den Titel „Pink Elephant“ gewählt haben? Denn da ist ja nun wirklich ein „Elefant im Raum“, wenn es um diese einst Stadien füllende, hoch angesagte, enorm erfolgreiche kanadische Band geht. Genauer gesagt: um ihren Frontmann Win Butler.
Schwere Turbulenzen um Win Butler
Wie in einem im August 2022 vom renommierten Indie-Online-Magazin
„Pitchfork“ veröffentlichten Artikel zu lesen war, wurde der Sänger und Songwriter von mehreren Frauen des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt – es ging letztlich um das Ausnutzen seiner Machtposition als Superstar. Win Butler gab zwar an, dass all diese Kontakte einvernehmlich gewesen seien, und bestritt die Vorwürfe. Aber ein Makel blieb hängen, zumal der Musiker in der Öffentlichkeit stets gern seine vorbildliche Partnerschaft mit Ehefrau und Co-Sängerin Régine Chassagne herausgestellt hatte.
Diese privaten Friktionen der vergangenen knapp drei Jahre lassen sich kaum ganz ausblenden, wenn man nun das neue Arcade-Fire-Album hört. Aber natürlich hat „Pink Elephant“ eine objektive Beurteilung verdient. Denn die Kanadier bilden ja zunächst mal (und wollen dies offenkundig auch weiterhin tun) ein herausragendes Ensemble, das beim Auftauchen in der Indierock-Szene vor 20 Jahren – angefeuert durch Promi-Fans wie David Bowie oder David Byrne – zu den weltbesten Bands gez…